Aus neu mach alt: neue Gebinde aus 100% Recyclingmaterial

Ressourcenschonende Verpackungen sind ein wichtiger Bestandteil der Transformation zu einer ökologischeren Wirtschaft. Wahr ist aber auch, dass es nur wenig einfache Lösungen gibt: die Nutzung von Recyclingmaterialien spart noch keine Verpackung und der Wertstofftransport vom Endkunden zur Wiederverwendung oder Recyclingstelle (PCR, Post Consumer Recycling) ist vieler Orts noch nicht großflächig etabliert. Aber wir verfolgen hier eine klare Philosophie: machen ist besser als nur darüber zu reden. Deshalb haben wir in den letzten Jahren viele Projekte umgesetzt, die wir für deutlich besser halten als das ewige Produzieren-Wegwerfen: von besonders stabilen Transportverpackungen aus Recycling-Kartonagen über die Schließung von Wertstoffkreisläufen im Bereich Wandfarbe bis hin zur Vermeidung von unnötigen Umverpackungen.

Jetzt haben wir uns eines weiteren Bereiches angenommen, weil die dafür notwendigen Rohstoffe endlich zur Verfügung stehen:

Das Kunststoff-Gebinde aus 100% PCR-HDPE

Mit Wirkung vom 15.08.2023 führen wir sukzessive für alle unsere Reiniger und Pflegeprodukte die bekannten Kunststoff-Eimer aus Recycling HDPE ein. Dabei werden keine Produktionsabfälle eingesetzt, sondern Kunststoffe, die aus Recycling öffentlicher Abfälle gewonnen wurden, das o.a. Post-Consumer-Recycling-Material.

HDPE (engl. für High Density Polyethylene, Hart-PE) ist ein beliebter Werkstoff für Flüssigkeitsbehälter, weil es eine hohe Zugkraft und Reißfestigkeit besitzt. Die häufigsten Verarbeitungsverfahren sind das Blasformverfahren, Spritzguss, Extrusion und Tiefziehen. Durch diese Vielseitigkeit findet dieser Kunststoff Anwendung u.a. als Trinkwasserrohre und Lebensmittelverpackungen. Da es zudem einen niedrigen Schmelzpunkt besitzt, kann es einfach und verhältnismäßig energiearm verformt werden (für mehr Informationen zum Werkstoff siehe hier). HDPE gilt allgemein als eine der umweltschonenden Kunststoffarten:

  • Polyethylen enthält keine flüchtigen Weichmacher und lässt sich einfacher recyceln als anderes Plastik.
  • Bei der Herstellung von Polyethylen werden weniger Ressourcen benötigt.
  • Die meisten PE-Verbindungen können zu Kohlendioxid und Wasser verbrannt werden, ohne dass schädliche Gase entstehen.
  • Es sind keine Studien bekannt, wonach Polyethylen giftig oder anders schädlich für den Menschen ist. Auch der BUND sieht keine unmittelbare Gefahr. Deshalb greifen viele Hersteller als Ersatz für umweltschädliches PVC zu Polyethylen. Für Peelings, Duschgele und Zahnpasta konnte das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) ein Gesundheitsrisiko ausschließen.

Aber wie bei allen Kunststoffen bleibt natürlich das Mikroplastik-Risiko, weshalb wir bekanntermaßen ein großer Freund von Weißblech-Gebinden sind; zudem, weil die faktischen Recyclingquoten von Weißblech in Deutschland über 90% liegen und das Material als Permanentmetall ohne chemische Umsetzung wieder in den Wertstoffkreislauf eingebracht werden kann. Es gibt aber eine Reihe von Produkten, die nicht in Weißblech verpackt werden können, weil sie einen verlässlichen Kindersicherungsmechanismus benötigen, z.B. Reiniger, etc. und bei diesen Produkten setzen wir auf Kunststoffgebinde. Bisher waren diese Gebinde aus “frischem” HDPE. Wir können auf 100%-PCR HDPE umstellen, weil uns die notwendigen Mengen und Recyclingverfahren jetzt zur Verfügung stehen und die Belastungstests abgeschlossen sind. Das Datenblatt zum 100% PCR-HDPE gibt es hier.

Wir führen das neue Material sukzessive nach Verfügbarkeit für alle Kunststoff-Gebinde ein und beginnen mit den 1-Liter-Kanistern. Das bedeutet auch, dass wir zunächst unsere Bestände an “frischem” HDPE aufbrauchen (wegwerfen wäre ja nun wirklich keine Lösung) und dann pro Gebindetyp umstellen. Die ersten Recycling-Gebinde werden gerade befüllt. In der Übergangszeit wird es dazu kommen, dass z.B. unsere Reiniger in Eimer aus unterschiedlichen Materialien befüllt werden. Wir rechnen damit, dass wir in den nächsten 12 Monaten die Umstellung komplett durchführen können.

Eine Einschränkung bleibt bis auf weiteres auch bestehen: es gibt Stand heute noch keine kindersicheren Verschlüsse (den Schraubdeckel, der das Gebinde verschließt), die aus Reyklat hergestellt sind. Hintergrund sind produktionstechnische Probleme, an deren Lösung zwar geforscht wird, die aber noch keine guten Ergebnisse hervorgebracht haben. Daher setzen wir auch in Zukunft noch auf Deckel aus “frischem” Kunststoff, weil wir bei Kindersicherheit keine Experimente eingehen. Sobald es auch Deckel aus PCR gibt, stellen wir natürlich auch diese um.

Ist die Welt jetzt gerettet? Nein! Zum einen ist Recycling – auch wenn es aus PCR-Material erfolgt – gegenüber Wiederverwendung immer eine schlechtere Lösung. Zum anderen kann gegenwärtig nicht sichergestellt werden, dass jede beliebige Menge an PCR-Material auch jederzeit verfügbar ist. Das liegt daran, dass sich die notwendigen Sammel- und Sortierkapazitäten in Deutschland noch im Aufbau befinden. ABER, und das ist für uns das Entscheidende: wenn wir bei allen Nachhaltigkeitsthemen warten würden, bis die Lösung perfekt und in allen Details ausgearbeitet und großflächig etabliert ist, dann würde sich gar nichts bewegen. Manche Firmen müssen einfach anfangen und machen, das steigert die Transformationsgeschwindigkeit und ist am Ende für alle am besten.

Deshalb freuen wir uns, dass wir gemeinsam mit unseren Kunden einfach anfangen und eine Lösung bieten, die klar umweltfreundlicher ist als die bisherige.

#einfachmachen #gemeinsam

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