In eigener Sache: unsere (vorerst) letzte Facebook-Werbung

… machen wir am 01. Juli, aber dazu gleich mehr.

Facebook hat erklärt, dass die Androhung von Gewalt durch Regierungen von den Facebook-Regeln gedeckt sei. Die Kontroverse entsprang diversen Tweets des US-Präsidenten, die von anderen Social Media Netzwerken gelöscht oder kommentiert wurden, von Facebook aber als unbedenklich erklärt wurden.

Diese Haltung ist uns vollkommen unverständlich. Wir sind der Meinung, dass Hass, Rassismus, Aufrufe zur Gewalt und andere illegale Inhalte im gesellschaftlichen Diskurs und damit auch auf sozialen Netzwerken nichts zu suchen haben. Das sollte doch eigentlich völlig klar sein.

Wir möchten nicht tauschen mit den (meist in Subunternehmen beschäftigten) sogenannten Content-Moderatoren, die sich unter bescheidenen Arbeitsbedingungen den ganzen Tag Gewalt und andere Widerwärtigkeiten anzusehen. Das ist ein harter Job, danke dafür.

Aber was für Privatpersonen gilt, muss auch für Regierungen und öffentliche Amtsträger gelten. Wir möchten auf jeden Fall nicht, dass unsere Werbung neben Gewaltaufrufen oder Rassismus der öffentlichen Hand steht. Facebook muss mindestens versuchen, solche Inhalte zu löschen und darf auf keinen Fall auch noch Werbegelder damit verdienen, wenn solche Inhalte von politischen Organisationen beworben werden.

Deshalb werden wir ab sofort keine Werbung mehr auf Facebook schalten.

Nun ist unser jährliches Werbebudget wahrscheinlich deutlich geringer als das, was Facebook in der Stunde für Kaffee ausgibt, aber unsere “Fellow B Corporation” Patagonia hat uns auf die Initiative Stop Hate for Profit aufmerksam gemacht. Sie wurde vom amerikanischen Bürgerrechtsgruppen ins Leben gerufen und vereint Unternehmen, die Facebook durch einen Monat Werbepause für das Thema sensibilisieren wollen. SHFP legt einen wie wir finden sinnvollen Anforderungskatalog vor, an den sich Facebook und andere soziale Netzwerke halten sollen. Unter anderem:

  • Veröffentlichung der identifizierten illegalen Inhalte und die jeweiligen Aktionen dagegen
  • Transparentere Kommunikationskanäle zur Meldung von Hate Speech oder ähnlichen Inhalten
  • Transparenz im Werbeportal, wie häufig Facebook-Werbung neben Beiträgen stand, die später geflagged oder entfernt wurden

Der Initiative haben sich mittlerweile Firmen wie Patagonia, The North Face, Ben & Jerry’s, Verizon, Mozilla u.v.m. angeschlossen.

Es ist aus unserer Sicht anzuerkennen, dass es schwierig ist für eine Plattform mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern, illegalen Content zu identifizieren und dann zu entscheiden, was von freier Meinungsäußerung gedeckt ist und was nicht. Wir wollen auch nicht, dass Facebook zur großen Orwell’schen Gedankenpolizei wird. Aber sie müssen die gleichen Maßstäbe an Politiker anlegen, wie an Privatpersonen und sie dürfen keine Werbegelder mit “Hate & Fake” einnehmen.

Wir schalten erst wieder Werbung auf Facebook, wenn sich die Plattform zu ernsthaften Schritten entschließt.

Eine einzige Werbekampagne starten wir noch am 01. Juli. Wir werden diesen Beitrag hier als politischen Inhalt bewerben, weil der gerne neben Hasskommentaren stehen darf. Mal sehen, ob Facebook das zulässt…

Update vom 06.08.2020

Wir wollen natürlich Facebook auch eine Chance geben, denn ihre Aufgabe ist schwierig. Heute wurde in der SZ berichtet, dass Facebook einen Post von Donald Trump gelöscht hat, in dem dieser behauptet hatte, Kinder seien gegen das Corona-Virus quasi immun. FB begründete das damit, die “falsche Behauptung, wonach eine Bevölkerungsgruppe immun ist”, verstoße gegen die Regeln der Plattform zu Corona-Falschinformationen. Wie gesagt, wir erwarten von Facebook nicht, dass sie die Rolle einer globalen Sprachpolizei übernehmen – das wäre in vielerlei Hinsicht bedenklich. Unser Ansinnen ist, dass für Politiker und normale User die gleichen Regeln gelten und hier wurde das zum ersten Mal umgesetzt. Die weitere Entwicklung bleibt abzuwarten.

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