Was uns berührt: eco. fair. yeah!

Aussehen soll es schick und am Besten den aktuellen Mode- und Farbtrends entsprechen. Aber was hinter den Kulissen passiert, was wirklich drin ist und welche Auswirkung unsere Kaufentscheidung bezüglich Kleidung hat, fällt oft unter den Tisch. Ich mache einen kleinen Ausflug in die Welt der Stoffe.

Quelle: bleed

Du siehst an Dir runter und was nimmst Du wahr? Zu dieser Jahreszeit, wenn es gut läuft, einen cleveren Zwiebellook. Am besten noch einen Schal um den Hals gewickelt, um auch wirklich jeden eisigen Windstoß aushalten zu können. Der Mensch wäre ohne Kleidung aufgeschmissen. Doch wie bewusst entscheiden wir, was wir an unsere Haut lassen? Für ein neues technisches Gerät im Haushalt werden diverse Vergleichsportale zu Rate gezogen, um einen sinnvollen und optimal geeigneten Apparat zu kaufen. Die Qualität, die Herkunft oder sogar die Herstellungsbedingungen werden vor allem in der Textilindustrie noch zu selten bei der Kaufentscheidung als Kriterium relevant. Von den weltweit jedes Jahr 150 Milliarden produzierten Kleidungsstücken werden 30% als reduzierte Ware verkauft. 30% davon werden nie verkauft (1). Die Modeindustrie ist für 20% der industriellen Abwasser verantwortlich und für 10% der Kohlenstoffemission (2).

Noch ein Punkt den jeder von uns gerne verdrängt: Jedes fünfte Kleidungsstück aus dem persönlichen Kleiderschrank wird kaum oder nie getragen. [2] Noch dazu landen alleine in Deutschland pro Jahr rund eine Million Tonnen an Textilien auf dem Müll.

Der Fast Fashion Sektor kann nur solange existieren, wie die Nachfrage nach billiger Massenware besteht. Unter dem Hashtag #imadeyourclothes bekommt das so schwer Greifbare, schier Unsichtbare endlich ein Gesicht. Auf Instagram werden die ArbeiterInnen gezeigt, die z.B. in den Produktionsstätten Kleidung zusammen nähen. Vor allem große Bekleidungshersteller sollen damit unter Druck gesetzt werden, eine bessere Transparenz bezüglich ihrer Herstellungsverfahren und Arbeitsbedingungen zu gewähren. Arbeitssicherheit und eine faire Bezahlung sind leider kein Standard und auch nur durch Ausbeutung ist ein T-Shirt Preis von 5 € nachvollziehbar.

Auch wer kein großer Modefan ist (ich bin es auch nicht und habe trotzdem die Ausstellung zu „Ist das Mode oder kann das weg? – 40 Jahre Vogue in Deutschland“ besucht) sollte sich die Frage stellen, wer dieses Stück Stoff unter welchen Bedingungen hergestellt hat und aus was es besteht.

Ein bewusster, nachhaltiger Konsum für eine gerechtere Welt als klare Gegenstimme zu Black Friday und Co. Wer sowohl eine Ausbeutung von Land als auch von Leuten beim Einkleiden vermeiden will, kann mittlerweile auf einige Labels (z.B.„Fairtrade“, „cradle to cradle“ , „GOTS“) achten oder bei ausgewählten Herstellern einkaufen. Hier ein paar Infos zu einem meiner persönlichen Lieblinge: bleed.

Bleed gibt es nun seit knapp zehn Jahren. Gegründet von Michael Spitzbarth ist das Unternehmen mit eigenem Heimatladen im oberfränkischen Helmbrechts und mittlerweile 10 MitarbeiterInnen zu einem Antreiber auf dem grünen Markt gewachsen. Online und auch vor Ort werden vor allem sportliche Styles aus innovativen Materialien angeboten. Nach dem Motto „aus dem Meer in das Meer“ wird zum Beispiel aus recycelten Fischernetzen Bademode hergestellt (3). Das Material ist Salz- Chlor- und UV-resistent und dennoch weich und elastisch.

Rohstoffe, wie BIO-Baumwolle sind nach dem Global Organic Textile Standard (GOTS) zertifiziert, genau wie bleed als Marke selbst. Die recycelten Stoffe, die zum Einsatz kommen, werden über den Global Recycle Standard (GRS) kategorisiert. Es wird sichergestellt, dass keinerlei giftige Stoffe wie PFC, PTFE oder Weichmacher enthalten sind. Und auch die Tierwelt kann bei bleed aufatmen: bereits 2011 hat PETA den Progress Award als tierfreundlichste Linie verliehen. Kein Tier musste seinen Pelz oder Federn für diese Kleidungsstücke aufgeben.

„Zu einem nachhaltigen Lifestyle inspirieren, der Spaß macht und einfach in das tägliche Leben zu Integrieren ist.“ steht groß über der Ladentheke in Helmbrechts. Diesen Leitspruch sehe ich nicht nur bei einer sehr gelungenen Modelinie, sonder auch bei den Menschen, die bleed ausmachen. Mit viel Liebe wird an den Produkten gearbeitet, deren Design zeitlos wirkt.

bleed

Der Heimatladen von bleed wurde von Robert Babutzka (edictum Unikat Mobiliar) eingerichtet. Die geölten Oberflächen der gebrauchten Gerüstbohlen haben nun ihr zweites Leben im Laden in Form von Regalen und Theke gefunden. Die Möbelstücke von edictum werden aus Holz mit sowohl Charakter als auch Geschichte gefertigt und meist mit PNZ Holzölen veredelt.

Furniture by edictum

Zu guter Letzt sehe ich an mir herunter und stelle fest: nicht jedes Kleidungsstück an mir ist aus fairer und nahhaltiger Herstellung. Das ist auch halb so schlimm. Besser als von heute auf morgen alles wegzuwerfen, das nicht (mehr) der eigenen Wertvorstellung entspricht, ist die Nutzungsdauer zu maximieren oder die Kleidung in irgendeiner Weise umzufunktionieren.

Text: Julia Niedermeier

Notes:

Julia arbeitet als Produktmanagerin / Anwendungstechnikerin bei PNZ-Produkte GmbH und beschäftigt sich auch privat viel mit dem Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz.

Links und Quellen:

  1. https://www.greenpeace.de/sites/www.greenpeace.de/files/publications/20151123_greenpeace_modekonsum_flyer.pdf
  2. https://www.villastuck.de/ausstellungen/2019/vogue/index.htm (Die genannten Zahlen Stammen aus der Ausstellung  „Ist das Mode oder kann das weg? – 40 Jahre Vogue in Deutschland“)
  3. Evonyl https://www.econyl.com/

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