
Als die Temperaturen auf der Erde das letzte Mal so hoch waren wie es für 2025 erwartet wird, streiften Giraffen durch Europa, in der Antarktis wuchsen Bäume und Grönland war komplett eisfrei. Aber leider nicht nur das.
Wisschschaftler der Universität Southampton haben in ihrer Studie „Atmospheric CO2 during the Mid-Piacenzian Warm Period and the M2 glaciation“ auf Basis von Bor-Isotopen in in fossilen Planktonschalen festgestellt, dass unsere globalen Temperaturen auf das Niveau von vor ca. 3 Mio. Jahren zusteuern. In dieser – Piacenzium genannten – Phase des Pliozän war die Durchschnittstemperatur der Erde das letzte Mal auf dem Niveau, das wir bis 2025 erwarten. Damals ausgelöst durch geologische Veränderungen herrschte im Piacenzenium eine ähnliche Klimadynamik wie heute, das macht diese Zeit so interessant.
Und daher ließen sich aus der geologischen Forschung Rückschlüsse auf die anstehenden Klimaveränderungen von morgen ziehen, so Studienautor Elwyn de la Vega. Der CO2-Gehalt im Pliozän lag zwischen 380 und 420 ppm. Das liegt im Rahmen dessen, was wir in den nächsten 3-5 Jahren als Durchschnitt erwarten (heute am 16. Juli 2020: 415,2 ppm). Der ph-Wert der Weltmeere ist heute schon so hoch wie im Pliozän. Die Durchschnittstemperatur lag zwischen 2-4 Grad höher als in der vorindustriellen Zeit (heute: 1 – 1,2 Grad).
Der SPIEGEL schreibt in seinem Artikel „Die Welt steuert auf den höchsten CO2-Wert in der Luft seit 3,3 Millionen Jahren zu – schon 2025: „Im Pliozän lagen die Temperaturen drei bis vier Grad höher als heute, in Europa lebten Giraffen, in der Antarktis wuchsen Pflanzen, Grönland war komplett eisfrei…“.
Aber das war leider nicht alles: der Meeresspiegel war wahrscheinlich 15 bis 25 Meter höher als heute.
Zur Erinnerung: Bei 10m höherem Meeresspiegel liegen Teile Bremens, Hamburgs und der Niederlande unter Wasser. Bangladesch und Vietnam südlich von HCM: liegen dann kilometerweit im Meer. Genauso Buenos Aires, Rio de Janeiro, die gesamte Ostküste der Vereinigten Staaten. Shanghai ist überflutet, Sydney Woolloomoloo liegt dann im Wasser, usw. usw. Eine schöne interaktive Karte, wo man in 50 Jahren keinen Urlaub mehr buchen sollte, findet man bei der NGO Climate Central.
Betrachten wir einen Anstieg der Meeresspiegel um 20m (also im Rahmen der Daten des Pliozän), muss auch New York als Urlaubsort wohl ausfallen.
Aber auch Urlaub in Deutschland könnte ungemütlich werden.
Klimaforscher sagen seit langem, dass der anthropogene CO2-Ausstoß bis 2050 auf null sinken muss, um eine Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Dieses Szenario ist, wenn man ehrlich ist, unwahrscheinlich. Deutlich wahrscheinlicher ist eine Erwärmung irgendwo – je nach Optimismuslevel – zwischen 2,5 und 5 Grad – und damit so warm wie im Pliozän. Diese Temperaturen im Zusammenspiel mit der Übersäuerung der Weltmeere und einer mit etwas zeitlichem Nachlauf abnehmenden CO2-Absorption führen zum Abschmelzen der Polkappen und dem Anstieg des Normal-Null der Weltmeere um bis zu 66 Meter. Der Wirkungsmechanismus gilt als geklärt, es ist nur eine Frage der Zeit.
Aber selbst wenn wir unseren CO2-Ausstoß bis 2050 halbieren, dürfen wir schon 2050 die Temperaturen des Pliozän hinter uns lassen – und dann, neben den vielen anderen unschönen Auswirkungen steigender Temperaturen, auch mit deutlich gestiegenen Meeresspiegeln rechnen. Für die langfristige Urlaubsplanung sollte man das unbedingt berücksichtigen.